Warum das Recht auf Spielen ein Menschenrecht ist

Warum das Recht auf Spielen ein Menschenrecht ist

Zuerst die Arbeit dann der Spaß, für viele Erwachsene das Rezept nachdem sie ihr Leben ordnen. Für Kinder ist aber Spaß keine Nebensache, nichts was man sich erst verdienen muss sondern die Hauptsache, sein Grundbedürfnis.

Kinder spielen mehr als 10 .000 Stunden in ihren ersten sechs Lebensjahren, das sind ungefähr sieben Stunden täglich. Und das Ganze aus einem bestimmten Grund. Wenn ein Baby geboren wird, ist sein Körper, Geist und Seele noch nicht komplett entwickelt. Mit fünf Jahren hat ein Kind 80% seiner Intelligenz entwickelt. Erst durch spielerisches Lernen wird die Entwicklung gefördert.

Friedrich Schiller drückt es folgendermaßen aus:

 „Der Mensch spielt nur, wo er in voller Bedeutung des Wortes Mensch ist, und er ist nur da ganz Mensch, wo er spielt.“

Jedes Spiel, in jedem Alter hat seine Berechtigung. In diesem Blog zeige ich dir- warum?!

Was passiert im Gehirn beim Spielen?

Das Gehirn eines kleinen Lebewesens entwickelt sich vom Heranwachsen in der Mutter bis zu einigen Jahren nach der Geburt.

DER PFAD WIRD ZUM WEG

Der Prozess der Gehirnbildung gleicht einem kleinen Wunder. Angenommen das Gehirn gleicht einem jungfräulichen Wald Es gibt viele Pfade, die von A nach B führen. Pfade, die besonders gerne benutzt werden, bilden sich zu Wegen. Pfade, die unbenutzt sind, werden vom Winde mit Laub und Ästen verweht.

In der Fachsprache spricht man von Synapsen, also Verbindungen die aufgebaut werden. Zuerst hat man Million und Abermillionen Verbindungen. Später werden die nicht verwendeten abgebaut. Aus diesem Grund hat ein Erwachsener viel weniger Synapsen, als ein Kind. Das heißt nicht verwendete Synapsen werden später wieder abgebaut. Die gebrauchten Synapsen werden durch ihre Verwendung gefestigt und stabilisiert.

BEISPIEL

Stell dir vor eine Nachtigall erblickt das Licht der Welt. Kuschelig warm im Nestchen wartet es auf Futter. Plötzlich hört es von gar nicht weit her seinen Papa, bezaubernde, vielfältige Lieder singen. Im Kopf des Nachwuchses wird das Gesangzentrum aktiviert. Es entstehen entsprechend komplexe Aktivierungsmuster. Je komplexer der Gesang, desto komplexer das Muster der Verbindungen, das aktiviert, stabilisiert und später auch benutzt werden kann.

Angenommen der Papavogel wird vertrieben, keiner singt dem Sprössling etwas vor. Im Köpfchen des kleinen Singvogels kann kein solch kompliziertes Netzwerk an Verbindungen hergestellt oder gefestigt werden. Der größte Teil seiner Synapsen wird zurückgebildet. Mit den Synapsen, die übrig geblieben sind, kann er auch keine verführerisch schönen Gesänge hervorbringen.

Im nächsten Jahr kann also die Nachtigallenbraut von nebenan nicht mit betörenden Gesängen verzaubert werden. 

Selbstgewählte Pfade halten besser

Die Regionen im Gehirn der Kinder sind selbstverständlich nicht die Gesangszentren. Es sind vor allem jene im vorderen Bereich des Gehirnes, die noch gebildet werden. Gerade diese Region ist für unser Selbstbild, Motivation, Impulskontrolle, Empathiefähigkeit und vieles mehr zuständig. Genau diese Fähigkeiten sind extrem wichtig für Kinder um sich in der Schule und im Leben zurechtzufinden.

Dieses Wissen soll keinesfalls ein Aufruf dazu sein, dein Kind so früh wie möglich Lesen und Schreiben und Rechnen beizubringen. Im Gegenteil, sie brauchen Freiraum um Erfahrungen zu sammeln. Studien belegen die Meinung von Pädagogen: Kinder denen mehr Freiraum über ihr Handeln gegeben wird, lernen leichter als diejenigen, denen alles vorgegeben wird. Meistens über- oder unterfordert man ein Kind und bezweckt das Gegenteil von dem was man erreichen wollte.

WAS PASSIERT MIT DER SEELE BEIM SPIELEN?

Gefühle sind Ausdruck der Seele. Kinder empfinden wie wir Ärger, Traurigkeit, Enttäuschung, Wut oder Angst, Begeisterung, Freude und Liebe, jedoch in ungefilterter Form. Kein Wunder, denn für Kinder sind Gefühle neu. Die allererste Enttäuschung oder Begeisterung bricht wie ein Sturm über sie her. Oft fragen sich Erwachsene warum- in ihren Augen- ein kleines Problemchen für ein Kind solch eine Tragödie ist.

GEFÜHLE LERNEN

Kinder müssen lernen mit Gefühlen umzugehen, wie alles andere auch. Um sie zu lernen müssen Kinder sie aber erst erleben dürfen, die „schlechten“ genauso wie die „guten“. Und wie schon erwähnt, lernen Kinder am besten spielerisch.

BEISPIEL

Der gebaute Turm stürzt ein, zuerst ist Rafael enttäuscht und beginnt zu weinen. Kurz darauf merkt er aber, dass er ihn nochmal aufbauen kann, mit breiteren Steinen. Sarah spielt mit ihren Freundinnen „Ich seh, ich seh, was du nicht siehst…“. Ein Streit bricht los, wer zuerst beginnen darf. Schlussendlich einigen sie sich darauf, dass zuerst ihre Freundin Lena an der Reihe ist. Dafür beginnt Sarah beim nächsten Mal.

Selbst wenn Rafael und Sarah ihr Problem nicht gelöst hätten, hätten sie das Gefühl von Enttäuschung und Wut schon kennen gelernt. Diese Einsicht ist alleine schon viel wert.

Wir Großen haben gelernt, dass sich Probleme oft von selbst lösen oder einfacher zu lösen sind, als sie am Anfang scheinen. Kinder jedoch wissen das nicht, woher auch wenn sie es zum ersten Mal erleben.

Was passiert MIT DEM KÖRPER beim Spielen?

In einem gesunden Körper wohnt eine gesunde Seele. Der kleine Körper bleibt und ist gesund wenn er sich bewegt. Doch Bewegung ist vor allem für eines wichtig: die Entwicklung der Motorik.

Um eines vorweg zu nehmen, mit Bewegung ist kein Joggen oder Gewichtestämmen gemeint. Bewegung bedeutet zu Beginn ausprobieren, balancieren, herumrollen und –rutschen, robben, krabbeln und kriechen. In späterer Form dann als Laufen, Stehen, Klettern oder Schwimmen zu erkennen.

Grobmotorik - die Basis für Feinmotorik

All diese Bewegungen fallen unter den Begriff Grobmotorik. Sie bezeichnet alle Fertigkeiten, die ein Mensch mit seinem Kopf, Rumpf und Gliedmaßen erlernen kann. Die Grobmotorik ist die Grundlage für die Feinmotorik. Je besser diese Grundlage ausgebildet wurde, desto besser wird die Feinmotorik erlernt.

Ein Kind, das viel Möglichkeit hatte sich auszutoben, zu probieren und zu spielen, hat die besten Voraussetzung:

  • sehr gute Feinmotorik zu entwickeln, d.h. z.B. Schreiben zu lernen, Schnürsenkel zu binden
  • sichere Bewegungsabläufe auszuüben
  • körperlich gesund zu bleiben und nicht früh an Übergewicht zu erkranken
  • diese Mentalität für ihr weiteres Leben beizubehalten
  • Selbstbewusstsein aufzubauen

 

Als Elternteil kann man dem Kind nicht lernen, wie man krabbelt, rutscht oder herumrollt. Jedoch kann man dabei helfen, zu lernen.

SPIELEN - EINE REIHE MARKETINGERFINDUNG?

Meinem Kind mehr Freiheit zum Herumtollen geben? Es durch Spiel fördern? Ist das ein pädagogisch wertvoller Tipp oder eine reine Marketingstrategie, um möglichst viel Spielzeug an Mutter und Vater zu bringen?

WAS PASSIERT, WENN DU DEIN KIND NICHT SPIELEN LÄSST?

Eine Formel mit einem klaren Ergebnis gibt es hier nicht. Studien, Erfahrungen und Pädagogen sind sich aber einig. Kinder die wenig Freiraum zum Spielen haben:

Können sich nicht richtig entwickeln

  • Tun sich schwerer zu lernen, weil sie es ungern machen
  • Leiden eher an Krankheiten wie Übergewicht oder motorischen Einschränkungen
  • Fällt es schwerer soziale Kompetenzen aufzubauen
  • Sind im schlimmsten Fall unglücklich

 

Bestimmt gibt es noch 1 Million anderer Gründe warum Spielen wichtig ist, welcher ist dir am wichtigsten?

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